Der Brand des Gerätehauses am 11. Dezember 1994

11. Dezember 1994, gegen 23.00 Uhr, ein Datum, welches wohl als das Schwärzeste in die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Syke eingehen wird. Um 22.59 Uhr wurde dem Polizeikommissariat Syke über Notruf mitgeteilt, dass es aus dem Dachstuhl des Gerätehauses qualmen solle. Unmittelbar hiernach löste die Rettungsleitstelle in Diepholz die Sirenenalarmierung für die Ortschaft Syke aus. Die Kameraden glaubten ihren Ohren nicht zu trauen, als sie über ihre Meldeempfänger Folgendes hörten : "Dachstuhlbrand ihr eigenes Gerätehaus, […] ich wiederhole!"

Zunächst glaubten viele der Feuerwehrkameraden an eine verspätete Übung, jedoch schien dies zu dieser Zeit eher ungewöhnlich zu sein. Doch dann zerriss der erste laute Knall die Nachtruhe, weitere hörbare Explosionen folgten unmittelbar danach. Egal aus welcher Richtung die Kameraden zum Gerätehaus eilten, der Nachthimmel über der Straße "Am Feuerwehrturm" leuchtete bereits glutrot und ließ nicht Gutes erahnen.

Zwei Feuerwehrmänner, die als Erste eintrafen, versuchten noch den neuen ELW (Bj. 1994) zu retten, der in der Waschhalle stand, doch dieses schlug aufgrund einer Durchzündung fehl. Zu diesem Zeitpunkt war der Dachstuhl bereits durchgebrannt, die spontane Luftzufuhr, in dieser Nacht wehte ein stark böiger Wind aus südwestlicher Richtung, verursachte einen berüchtigten Feuersprung. Innerhalb von Sekunden war die gesamte Fahrzeughalle ein Flammenmeer. Fingerdicke brennende Schwebeteile gefährdeten die in unmittelbarer Nähe angrenzenden Wohnhäuser.

 

brand10Erste Löschversuche der Ortsfeuerwehr Syke

 

Wehrlos - im wahrsten Sinne des Wortes - mussten die Kameraden mit ansehen, wie die Fahrzeughalle ihres Feuerwehrhauses mit allen sieben Einsatzfahrzeugen vor ihren Augen bis auf die Grundmauern niederbrannte. Strahlungshitze und Kaminwirkung waren so groß, dass selbst wenn man Schutzkleidung gehabt hätte, an ein Herankommen an das Einsatzgerät nicht mehr zu denken war. Die durch die Hitze deformierten Rolltore ließen sich nicht mehr öffnen.

Aus der benachbarten Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) wurde Löschgerät, dass sonst zu Ausbildungszwecken diente, für den ersten Löschangriff herangeholt. Teilweise in Jogginganzügen oder in Jeans bekleidet versuchte man zunächst wenigstens eine Brandbekämpfung vorzunehmen und den Sozialtrakt des Hauses zu retten. Als Wasserentnahmestelle diente ein Unterflurhydrant auf dem Gelände der FTZ und ein weiterer auf der Zufahrtsstraße "Am Feuerwehrturm". Unter ohrenbetäubendem Getöse zerknallten immer wieder Fahrzeugreifen und Atemluftflaschen. Jede Explosion löste einen kaum vorstellbaren Feuerball aus. Über Funk hatte Ortbrandmeister Wilfried Meyer bereits Verstärkung angefordert. Um 23.04 Uhr wurde Alarm für die Wehren aus Barrien und Henstedt ausgelöst. Stadtbrandmeister Scharf, der ebenfalls kurz nach der ersten Alarmierung eintraf, ließ die Alarmstufe B III auslösen, so dass die Alarmierung für die Feuerwehren aus Heiligenfelde, Ristedt, Gessel, Gödestorf, Wachendorf, Jardinghausen und Okel erfolgte. Ferner wurden die Drehleitern aus Leeste und Bassum sowie die Wehren aus Lahausen, Dimhausen und Nordwohlde alarmiert. Kurze Zeit nach den erfolgten Alarmierungen trafen die Einsatzkräfte nach und nach an der Großbrandstelle ein. Gegen 23.29 Uhr stürzte die Dachkonstruktion vollends ein und begrub den gesamten Fahrzeugpark unter sich. Die einzelnen Feuerwehrfahrzeuge waren nur noch als rotglühende Fragmente zu erkennen. Die eingetroffenen Wehren begannen unverzüglich mit den Löscharbeiten, der Schwerpunkt hierbei lag dabei nur noch auf der Rettung des Sozialtraktes.

 

brand5Löscharbeiten der herbeigerufenen Ortsfeuerwehren

 

Die Drehleiter aus Bassum wurde an der Nordseite und die DL aus Leeste an der Südseite des Gebäudes eingesetzt, da das Feuer bereits unter dem Dachstuhl ins Treppenhaus des Sozialtraktes gelaufen war. Die Wehren aus Ristedt und Gödestorf übernahmen die Sicherung der Nachbarschaftsgebäude, da der Funkenflug doch erheblich war. Unterstützt von zwei Schaum-Wasserwerfern bekämpfte die Besatzung vom TLF 16 aus Leeste gemeinsam mit den Kameraden aus Barrien den Brand der Fahrzeughalle. Die Ortswehren aus Lahausen und Dimhausen leuchteten die Einsatzstelle aus. Probleme mit Löschwasser gab es dank der in unmittelbarer Nähe fließenden Hache nicht. Die Wasserversorgung übernahm die Besatzung der Ortsfeuerwehr Henstedt mit ihrem SW 1000, unterstützt durch die Wehren aus Wachendorf, Gessel und Nordwohlde. Einsatzfahrzeuge, die nicht an die Brandstelle fahren konnte, gingen ebenso wie die alarmierten Kräfte des DRK Syke, auf der Zufahrtstraße in Bereitstellung. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Die Helfer des DRK versorgten während des Einsatzes die eingesetzten Kameraden mit warmen Getränken.

 

nach_brand3Das Gerätehaus nach dem Brand

 

Noch in der gleichen Nacht fand eine Krisensitzung in den Räumen der benachbarten FTZ (das Gebäude wurde zwischenzeitlich abgerissen) statt. An dieser Besprechung nahmen der damalige Kreisbrandmeister Adolf Wilkens, Abschnittsleiter Nord Johann Meinke, Stadtbrandmeister Dieter Scharf, stellvertretender Stadtbrandmeister Dieter Bolte, Ortsbrandmeister Wilfried Meyer, Stadtdirektor Peter Schnabel und Ordnungsamtsleiter Heinz Hövemann teil. Beschlossen wurde seinerzeit, dass das LF 8 aus Ristedt und das TLF 8 aus Heiligenfelde in der FTZ in Syke vorübergehend stationiert werden, um somit zunächst einen gewissen Brandschutz für die Ortschaft Syke sicherzustellen. Die technische Hilfeleistung, insbesondere bei Verkehrsunfällen, wurde nach der Festlegung von Einsatzradien auf die Nachbarwehren Leeste, Bassum und Bruchhausen-Vilsen verteilt. Größere Gefahrguteinsätze wurden durch den in Diepholz stationierten GW-G gefahren, die Mannschaft hierfür stellte die Ortswehr Syke.

Durch den Großbrand in dieser Nacht wurde neben den kompletten persönlichen Schutzausrüstungen, das gesamte feuerwehrtechnische Gerät, von der Signalpfeife bis hin zur Drehleiter, zerstört. Die Schadensbilanz betrug hierbei für Gebäudeschäden und Inventar 1,3 Mio. DM. Für die Fahrzeuge und die restliche Ausrüstung kamen noch einmal 1,95 Mio. DM zusammen. Schon Stunden später, der Brand war gerade gelöscht, wurde europaweit über die Brandkatastrophe berichtet. Bereits in den frühen Morgenstunden gaben sich Vertreter von Presse, Rundfunk und Fernsehen an der Einsatzstelle "die Klinke in die Hand". Stellungnahmen an Ort und Stelle, Pressekonferenzen und Fernsehauftritte sollten folgen. Das RTL-Fernsehen positionierte eigens einen Übertragungswagen vor die Brandruine. Die Berichterstattung in den Medien war überwiegend sehr sachlich, jedoch musste auch kritisch angemerkt werden, dass einige Medienvertreter diese für uns tragische Katastrophe ins Lächerliche zogen. Die Hilfsbereitschaft vieler Bürger aus dem gesamten Umland ließ uns alle, die wir sichtlich unter Schock standen, doch wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken. Über Rundfunksender und Zeitungen durften wir nach dem Brand erfahren, dass wir nach dieser Katastrophe nicht alleine standen. Spontane Hilfsaktionen, von der Beschaffung von Schläuchen bis hin zu Einsatzfahrzeugen, sollten uns über die Zeit helfen, bis wir wieder eine intakte Feuerwehr mit einem neu aufgebauten Feuerwehrhaus, Fahrzeugen, Einsatzgerät und –ausrüstung haben sollten. Syker Bürger, Schüler und selbst kleinere Mitbürger unserer Stadt halfen uns durch Geld- und Sachspenden wieder dahin zu kommen, wo diese Feuerwehr jetzt ist. Allen, die uns damals geholfen haben möchten wir hier noch einmal unseren herzlichen Dank aussprechen. Im Sommer 1996 wurde dann auf einer Festveranstaltung die Feuerwehr mit ihrem komplett neuen Fahrzeugpark den Syker Bürgern im Rahmen eines "Tages der offenen Tür" vorgestellt.